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Ein Tag für ein Eingabegerät

Falk Döring macht gerade einen Schreiblehrgang. Als er die Aufgabe bekam eine Reportage zu schreiben hat er an mich gedacht und mit mir ein Interview geführt.

Herausgekommen ist ein Beitrag rund um den „Internationalen Tag der Tastatur„.

Falk hat mir öffentlich die Erlaubnis gegeben seinen Artikel zu veröffentlichen. Das dazugehörige Interview veröffentliche ich dann ein andermal.

Nachfolgend daher der Text von Falk Döring. Danke dafür!

Ein Tag für ein Eingabegerät

Eigentlich ist es ein faszinierendes Gerät. Es ist rechteckig, breit, besteht aus Plastik, hat etwa 104 Tasten und ohne kann fast kein Mensch arbeiten. Die Rede ist von der Tastatur. Neben der Maus ist sie das wichtigste Eingabegerät für den Computer. Dabei dient sie nicht nur zur Eingabe von Text. Viele Programme bieten so genannte Tastenkombinationen, um schneller arbeiten zu können. Ein Griff zur Maus wird überflüssig, drückt man beispielsweise Strg + S, um ein Dokument zu speichern.

Was dabei leicht vergessen wird: Es gibt Menschen, die auf die Tastatur angewiesen sind. Große Hürden müssen sie besonders auf Webseiten nehmen. Robert Lender, ein Webaktivist aus Österreich, erkannte 2007 das Problem und rief am 15. Oktober des selben Jahres den ?Tag der Tastatur? aus.

Tastataturisches

Bereits der erste Computer, der Z3 von Zuse, hatte eine Tastatur. Allerdings war es ein weiter Weg zu dem Eingabegerät, wie wir es heute kennen. Anfangs hatte jedes Computermodel seine eigene Tastatur. Erst als sich die IBM-PCs durchsetzten, entwickelte sie sich zu dem Standard, wie wir ihn heute kennen. Die ungefähr 104 Tasten werden in vier Gruppen ein- geteilt: Die Schreibtasten mit den Buchstaben und Zahlen, den Kommando- und Funktionstasten, dem Navigationstasten mit der Cursorsteuerung und zuletzt dem Ziffernblock. Weiterhin können zusätzliche Tasten beispielsweise für multimediale Anwendungen vorhanden sein.

Der Aufbau ist immer gleich, obwohl fast jedes Land eine andere Tastenbelegung hat. Ich kenne deutsche Programmierer, die am liebsten mit der amerikanischen Variante arbeiten. Bei ihr sind Sonderzeichen wie eckige und geschweifte Klammern besser zu erreichen. Außerdem braucht man beim programmieren normalerweise keine Umlaute wie ä, ö oder ü.

Natürlich gibt es auch bei einer Tastatur unterschiedliche Ausführungen. Eine kleinere Variante ohne Ziffernblock spart Platz und wird meistens in Rechenzentren eingesetzt. Es gibt auch Varianten mit größeren Tasten. Menschen mit Sehbehinderung können Tastaturen mit einem besseren Kontrast, etwa schwarze Tastatur mit weißer oder gelber Schrift, nutzen. Diese sind aber um einiges Teurer als normale Tastaturen.

Vom PDA zur Barrierefreiheit

Robert Lender ist sehr im Internet aktiv. „Begonnen hat alles damit, dass ich ein paar Informationen über einen PDA (Personal Digital Assistent) sammelte“, erklärte Robert. „Nachdem es darüber noch nicht viel im Web zu finden gab, habe ich diese wenige Daten auf meiner fast leeren Website aufgelistet. Auf einmal bekam ich E-Mails von mir fremden Menschen, die sich bedankten, mir weitere Hinweise sendeten oder an der Gestaltung der Seite mit arbeiten wollten.“ Robert bekam eine erste Idee, welches Potential das Internet eigentlich hat. Jeder kann mitarbeiten und sein Wissen beitragen. Auf seinem Blog www.robertlender.info schreibt er über seine Ideen und gründet auch einige Projekte.

Sein Hauptthema ist dabei Barrierefreiheit von Webseiten, auch Accessibility genannt. Fragt man ihn nach seiner erfolgreichsten Aktion, schreibt er: „Das wohl nachhaltigste Projekt war die „Accessibility Blog Parade“, die ich zusammen mit dem MAIN_blog initiiert habe. Gemeinsam riefen wir dazu auf über Barrieren im Web zu schreiben, sich mit dem Thema Internet und behinderte Menschen auseinander zu setzen. Das faszinierendste waren dabei Blogger/innen, die nie zuvor über solch ein Thema geschrieben haben und dabei ganz neue Zugänge fanden. So gab es zum Beispiel den Bericht über den Besuch von Behinderteninitiativen in Second Life.“ Mit solchen Aktionen wurden Blogger mehr und mehr Aufmerksam auf das Thema Barrierefreiheit gemacht.

Am 15. Oktober 2007 schließlich rief Robert den „Tag der Tastatur“ aus. Seine zentrale Frage war: Wie kann man eine Webseite so gestalten, dass sie auch mit der Tastatur bedient werden kann? Wichtige Themen wurden angesprochen wie Navigation mit der Tabulator- Taste oder Aufbau einer Webseite im HTML-Quelltext.

Auch dieses Jahr beteiligten sich wieder einige Blogger mit ihren Beiträgen und Ideen. Robert Hammerl findet beispielsweise die Navigation auf Webseiten per Tastatur eine Katastrophe. Ausführlich erklärt er in seinem Blog-Beitrag seine Gründe. Es gab auch einen Artikel, in dem erinnert wurde, dass man mal ohne Computermaus arbeiten konnte.

Jeder nutzt sie, jeder braucht sie

Es gibt eine Menge von Menschen, die tagtäglich die Tastatur benutzen. Als erstes fallen mir die Server-Admins ein, die scheinbar vor schwarzen Konsolen kryptische Befehle in den Computer eingeben. Und was soll man sagen? Das geht schneller als mit der Maus irgendwelche Einstellungen graphisch zu überprüfen. Aber auch andere Berufsgruppen können ohne Tastatur nicht leben, und sind dabei um einiges schneller als die Computerverwalter.

Gerichtsschreiber schaffen locker 600 Anschläge die Minute. Geübte Personen haben eine Taktfrequenz von 200 bis 400 Anschlägen. Den Weltrekord hält übrigens Helena Matouskova aus Prag mit etwa 1000 Anschlägen die Minute. Als ich das Zehn-Finger-System lernte schaffte ich 62 Tippser. Ich habe mich unterdessen auf ein Acht-Finger- System beschränkt und schaffe etwa 80 bis 100.

Der „Tag der Tastatur“ hat dazu beigetragen, einige Webseiten Tastaturfreundlicher zu gestalten. Ein kleiner Erfolg für Robert. Und wie sieht es sonst mit seinen Projekten aus? Gibt es Projekte, die mehr Aufmerksamkeit bekommen könnten? Ja, meint er. „Einerseits der WebPlausch. Dies ist an sich eine einfache Grundidee, wie man relativ niederschwellig Webthemen an andere vermitteln kann. Diese Idee kann aber nur leben, wenn sie andere aufgreifen, adaptieren und daraus eigene Angebote entwickeln.“ Oder des Projekt „Bloggen ist Vielfalt“ an dem sich jeder Internetnutzer mit Artikeln oder Links beteiligen kann. Wer Interesse hat kann die Internet- Adressen www.webplausch.info oder www.bloggenistvielfalt.de in den Browser eintippen und sich informieren. Beides sind Projekte, um auch die Barrierefreiheit nicht nur im Web, sondern auch bei „normalen“ Anwendungsprogrammen auszubauen.

Die Tastatur kann einem viel Arbeit abnehmen ohne die Computermaus nutzen zu müssen. Schauen Sie doch einfach mal, welchen Weg Sie mit der Maus zurücklegen müssten, um folgende Befehle auszuführen: Strg + S, Strg + P, Strg + Q.

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