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Barcamp Salzkammergut 2013

Auch während des Barcamps wurde ich per Facebook gefragt, warum man bei einem Barcamp noch ein “Open” davor hängen muss. Nun, die Antwort habe ich schon [im Vorjahr beantwortet](/blog/archives/3497-Barcamp-Voecklabruck-oder-warum-Barcamp-noch-nicht-open-bedeutet). Wie sich bei den Themen zeigte, ist das Barcamp Salzkammergut wirklich offener – oder breiter in der Themengestaltung – als manch andere Barcamp.

Vorab. Auf die kleinen Bilder im Text kann man für eine größere Ansicht einfach mit der Maus draufklicken.

## OTELO

Aber beginnen wir einmal mit der Örtlichkeit, dem [OTELO](http://www.otelo.or.at )- dem Offenen Technologie Labor.

> OTELO selbst versteht sich als Modell, das diese Idee abseits urbaner Ballungszentren mithilfe von kostenloser Basisinfrastruktur, niederschwelligen Gemeinschaftsräumen und Kleinlaboren – den so genannten „Nodes“ – realisiert. (siehe [OTELO Idee](http://www.otelo.or.at/otelo/idee/)

Einen Einblick in das Konzept von OTELO geben wohl auch die [Termine und Veranstaltungen](http://www.otelo.or.at/programm/termine/).

Das OTELO selbst ist in einer ehemaligen Schule beheimatet. Stellt euch dabei ein zwar mehrstöckiges aber mit wenigen Klassen ausgestattetes Haus vor – somit ein überschaubarer Raum. Diese beherbergen nunmehr eine Gemeinschaftsküche, Seminarraum, Sofas, Werkstätten, etc.

So war es auch mal ein anderer Einstieg zuerst in die Küche zu gehen, dort Kaffee zu trinken, zu plaudern,… und danach in einem “Klassenzimmer” mit dem Barcamp zu beginnen. Eigentlich wirkte so alles wirklich wie ein Camp, wo Menschen einige Zeit miteinander verbringen.

## Sessionplanung

Begrüßungsrunde, Vorstellung, … wie gehabt. Wobei aufgrund unterschiedlicher Zugsverspätungen etc. während des Tages immer wieder Menschen hinzukamen. Insgesamt waren wir wohl so 30 bis 40 Personen. Überschaubar und doch vielseitig. Auch Jugendliche (im Schulalter) waren anwesend und so war meine Anwesenheit ganz gut um den Altersschnitt wieder zu heben 😉

Schnell waren auch das Papierwiki mit Sessionideen voll, andere Ideen fanden kein Interesse oder es gab keinen Platz. Meiner einer hat sich dann eigentlich den ganzen Tag im Workshopraum (ein kleines Klassenzimmer mit Sesselkreis) eingefunden.

D.h. von den Sessions zu Erneuerbare Energien, Alternativen Wirtschaftsformen, Freieszene.org und über die Geeksession zu [Flask](http://de.wikipedia.org/wiki/Flask) kann ich nichts berichten. Nachfolgend einige Anmerkungen, Notizen und Ergänzungen zu den Sessions bei denen ich dabei war.

Die von mir vorgeschlagene Session zu #freiwilligesdigitalesjahr hat sich dann zeitlich nicht ergeben. Ich werde hier in diesem Blog in nächster Zeit einmal ausführen, was der Hintergedanke dazu ist.

## S9y

Der Vollständigkeithalber muss ich natürlich als “S9y-Evangelist” 😉 berichten, dass ich einige Bücher zu [Serendipity](https://nureinblog.at/699-Serendipity) mit hatte und im OTELO freigelassen habe. Mal sehen, ob sie in die dortige Bibliothek wandern und/oder LeserInnen finden – sofern ich davon jemals höre.

## Rahmenbedingungen für Jugendbeteiligung

Wer mag wirft einen Blick auf meine Flipchart Aufnahmen [Nummer 1](http://www.flickr.com/photos/lender/8585609483/in/set-72157633075876975) und [Nummer 2](http://www.flickr.com/photos/lender/8585611015/in/set-72157633075876975/) mit den Notizen zu der Session (die nicht von mir stammen).

Es kamen einige Ideensplitter, Hinweise wo es an Desinteresse seitens der Erwachsenen mangelt und wo Jugendliche gerne partizipieren möchten. Da ich mich auch beruflich mit der Thematik beschäftige war es für mich interessant mal wieder live von den Erfahrungen der Anwesenden zu hören. Wer sich selbst mit Methoden und Anregungen zu Jugendbeteiligung beschäftigen möchte für den gibt´s u.a. die Fachstellen [invo](http://invo.at) und [beteiligung.st](http://beteiligung.st), die Seite der [ARGE Partizipation](https://www.jugendbeteiligung.at).

## Open Knowledge Foundation

Die nächste Session widmete sich der Open Knowledge Foundation – siehe [OKFN Austria Seite](http://okfn.at). Ihr weltweites Anliegen:

> Die Open Knowledge Foundation setzt sich für die Veröffentlichung, Nutzung und Wiederverwendung von offenem Wissen ein. Um diese Ziele voran zu treiben arbeiten wir an Technologien, die eine größere Transparenz des öffentlichen Lebens ermöglichen und mehr Beteiligung von Bürgern gewährleisten.

Hierbei geht es um Open Data, Open Science, Offene Haushalte, frei nutzbare Bilder und Musikstücke, … und vieles mehr.

Ein paar Links die ich aus der Session mit genommen habe:

[Data Journalism Handbook](http://datajournalismhandbook.org.) Denn das eine sind offene Daten, das andere sind JournalistInnen, die auch wissen mit diesen Daten sinnvoll umzugehen, sie überhaupt zu verstehen und die “richtigen” Schlüsse daraus zu ziehen. Recht bekanntes Beispiel war die Kooperation zwischen einigen Medien und Wikileaks, da die Whistlerblower Seite keine Ressourcen hatte die Daten entsprechend auszuwerten.

[OpenSpending](http://openspending.org) möchte Geldflüsse zwischen Staaten offensichtlich machen. Wer meint, das sei kein Thema, der hat heute noch nicht die Zeitung aufgeschlagen.

[PublicDomainReview](http://publicdomainreview.org) gibt Hinweise auf kostenlose, freie Musikstücke, Bilder, etc. In diesem Zusammenhang ein kleiner Hinweis auf die Handreichung [Griffbereit. Das Urheberrecht in 24bits](http://www.ispa.at/service/broschueren/ratgeber-urheberrecht/). Die ISPA hat 24 Fragen rund um das Urheberrecht – von denen wir alle mehr oder minder betroffen sind – in 24 allgemein verständliche Antworten mit vielen Verweisen zu informativen Seiten verknüpft. Ich kann nur empfehlen, einen Blick hinein zu werfen und zu probieren, ob man das alles selbst gewusst hätte.

[Crowdcrafting](http://crowdcrafting.org)ist die Seite auf der sich Forschungsunternehmen, Universitäten mit der “Arbeitskraft der Vielen” trifft. Tätigkeiten, die viel Zeit/Geld kosten und in kleinste Arbeitsschritte zerlegt werden können sind hier zu finden. Beispiel wäre z.B. [Feynman´s Flowers](http://crowdcrafting.org/app/feynmanflowers/). Hier bekommt man ein Foto eines Moleküls gezeigt, soll den Mittelpunkt markieren und eine korrekte Querachse durch das Molekül legen. Zigtausende Fotos würden viel Arbeitskraft kosten – hier kann jeder zwei, drei Fotos markieren und so einen Beitrag leisten. Machen viele mit, ist das Projekt in Wochen, Tagen oder Stunden erledigt.

Mit [Open Definition](http://opendefinition.org) bildet die OKFN eine Diskussionsplattform, was der Begriff “Open” überhaupt bedeutet. Ab wann sind Daten offen? Welche Daten sollten offen angeboten werden? So findet sich auch eine deutschsprachige [Definition Offenes Wissen](http://opendefinition.org/okd/deutsch/) in 11 Punkten.

Darüberhinaus gibt es noch eine Vielzahl von Projekten – das würde aber diesen Artikel sprengen. Ich darf nur auf meinen eigenen Artikel zu [OpenScience](https://nureinblog.at/3525-OpenScience) verweisen, bei dem die Kommentare ebenso interessant zu lesen sind.

## Mittagessen und OTELO-Führung

Das Mittagessen fand in der Küche statt. Danke den KöchInnen (wer immer das jetzt war) für ein feines Chilli con Carne. Irgendwie war´s für mich wie Jugendlager und ein schöner Gegensatz zu den Hightech-Räumen in denen Barcamps öfters stattfinden.

Gleich nach dem Essen gab es für Nicht-Otelo-KennerInnen eine kleine Führung durch die Räume. Vom Radioprojekt, vom Chemielabor und geglückten und verunglückten Experimenten ging es zur Breakdance Gruppe, hinüber zum 3D-Printer, der schon einige Ersatzteile für sich selbst herstellen kann.

Und dann ging´s schon wieder weiter.

## Polyamory

Die nächste Session war wieder mal Beweis, was bei einem Barcamp alles Thema sein kann. Hand hoch, wer hat eine Ahnung was [Polyamory](http://de.wikipedia.org/wiki/Polyamory) (Wikipedia) ist. Ich kannte diesen Begriff vorher nicht.

Ich muss gestehen, ich blieb nach diesen 45 Minuten noch mit vielen Fragen zurück bzw. habe ich sicherlich nur einen Hauch eines Verstehens, was damit überhaupt gemeint ist. Daher will ich gar nicht beginnen hier länger darüber zu schreiben.

Wen es weiter interessiert, einfach mal mit Google anfangen.

## Zweiminutenprojekte

Der Sessionvorschlag kam von mir. Nachdem ich dazu schon ein paar Ideen hatte, wir einiges darüber diskutierten und ich die “Ergebnisse” gerne im Detail dokumentieren möchte, wird es dazu noch einen [eigenen Artikel](https://nureinblog.at/3658-Zweiminutenprojekte) von mir geben. Geduldet euch noch ein wenig, er kommt bald, versprochen.

Daher nur kurz. Es ging um die Frage, welche Projekte es gäben könnte, die man in zwei Minuten fertig stellen könne. Oder gibt es Projekte, die man auch mit zwei Minuten am Tag unterstützen könnte. Wie obiges Beispiel “Crowdcrafting” zeigte: Ja, die Möglichkeit besteht.

Zur Entschleunigung hat dann zum Schluss der Session ein Schweigen beigetragen, dass zwei Minuten dauerte. Dabei konnten wir (wohl fast alle) fühlen, wie lange zwei Minuten eigentlich sind.

## Das Bildungssystem

Über das österreichische Bildungssystem ließe sich viel sagen. Wir alle sind darin auch Expert/innen, immerhin waren wir alle in der Schule. Weiters spiegeln sich in diesem System auch unsere jeweils eigenen Wertvorstellungen und die unterschiedlichen Anliegen, die wir diesem System übertragen wollen. So war wohl klar, dass in einer 45minütigen Session nicht DIE neuen Antworten und DIE Lösungen entstehen. Es war aber eine interessante Diskussion über alternative Bildungsmodelle (und deren Schwierikgeiten).

Dabei kam auch die Frage auf, ob so etwas wie eine Universität nicht auch als langanhaltendes Barcamp geführt werden könne. Nicht der eine Vortragende sondern alle lassen alle von ihrem Wissen, ihren Erfahrungen und am gemeinsamen weiter entwickeln partizipieren. Klingt utopisch, aber …

Kaum war ich zu Hause in Wien, fand ich den Hinweis auf [uniuni.tv](http://www.ununi.tv), dass sich selbst wie folgt defniert:

> ununi.tv bietet als virtuelle Hochschule für Film, TV und Web allen Interessierten, MedienmacherInnen und QuereinsteigerInnen eine Möglichkeit, sich umfassend an der Schnittstelle von Internet und Bewegtbild weiterzubilden. Konzipiert als online Barcamp, das live und on demand besucht werden kann, fördert ununi.tv eine kontinuierliche Qualifizierung am Puls der Zeit. Oder um es kurz auszudrücken: Wir antizipieren die moderne Hochschule als „Unkonferenz am Unort zur Unzeit“.

Mit März 2013 hat uniuni.tv. gerade begonnen, sich [neu zu erfinden](http://ununitv.blogspot.co.at/2013/03/the-new-ununitv-die-reise-hat-begonnen.html.)

In diesem Zusammenhang habe ich den einen Hinweis auf eine 8tägige Barcamp Idee bekommen, aber nicht mehr wiedergefunden. Ja, das wäre wohl interessant. Vielleicht nicht mit 100 oder 50 Menschen. Aber sagen wir mal 20 Personen, eine Woche, nur Barcamp. Wie entwickelt sich in diesen 7 Tagen das Format weiter, was entsteht oder was entsteht nicht?

## Abschlussrunde

In der Abschlussrunde wurde die Frage der Bewerbung des nächsten Open Barcamp Salzkammergut thematisiert. Ja, es könnten noch ein paar Menschen mehr werden, müssen es aber nicht. Gerade diese kleineren Barcamps sind dafür oft intensiver. Außerdem musste ich gleich mal rechnen. Wien: rund 1,6 Mio EinwohnerInnen, maximale Anzahl TeilnehmerInnen bei einem Barcamp rund 200. Vöcklabruck: rund 11.000 EinwohnerInnen, rund 40 TeilnehmerInnen. Vom Verhältnis her war das ein Mega-Barcamp!

Wieder war auch die Frage der Niederschwelligkeit ein Thema. Und wieder kamen wir zum Schluss, dass man insbesondere durch persönliche Ansprache werben muss. Das Barcamp Konzept und die Regeln sind einfach, aber doch für unser klassisches Verständnis von Veranstaltungen schwer verständlich.

Ansonsten gab es viel Zuspruch, viel positives Feedback, gerade auch von den Barcamp-Neulingen. Und es gab die (fast) fixe Zusage auch im Jahr 2014 ein Barcamp durchzuführen.

Noch eine positive Beobachtung: Ist es das OTELO, die Region,…? Ich hatte den Eindruck, dass in Diskussionen – auch bei unterschiedlichen Sichtweisen – einem mit Respekt begegnet wurde. Da habe ich schon einiges andere erlebt und habe es daher umso mehr genossen … und hoffentlich auch so gehandelt und diskutiert. Auf alle Fälle interessant, dass mir diese hier besonders auffiel.

Ich komme gerne wieder. Das #bcskg war ein feines Camp. Der Begriff “Open” davor passt. Web und Technologien waren Themen, die immer wieder auftauchten und einflossen. Aber gesellschaftliche Fragen standen durchaus im Mittelpunkt.

Nun, vielleicht gibt´s nächstes Jahr einen #twittertrain. Immerhin liegt das Otelo eine einzige Gehminute vom Bahnhof entfernt, ist somit auch von Wien aus ohne Nächtigung besuchbar. Wer Interesse hat, darf sich schon jetzt bei mir melden 🙂

Also, bis zum nächsten Jahr und danke für die Organisation, die Diskussionen und die Gastfreundschaft.

10 Kommentare

  1. Katja Bankhammer Katja Bankhammer

    Vielen Dank für diese tolle Zusammenfassung.
    Ich konnte ja leider krankheitsbedingt nicht teilnehmen und als Mitorganisatorin bin ich natürlich super neugierig, was sich am #bcskg alles ereignet hat.

    Liebe Grüße,
    Katja

    • Freut mich, dass dir der Artikel eine kleine Zusammenfassung bietet. Wobei natürlich zwischen dem Artikel und dem richtigen Dabeigewesensein noch ein großer Unterschied ist…

      Daher: Schade, dass du nicht konntest, gute Besserung und auf ein nächstes Mal.

  2. Zwei Minuten beim Barcamp Salzkammergut wollte ich beim Barcamp Salzkammergut 2013 thematisieren und das Interesse war groß genug für eine Session. #zweiminutenprojekte nannte ich die Session. Worum geht es? Ausschlaggebend war dieses Video. Michael

  3. Danke für die Erwähnung von ununi.TV, Robert! Momentan arbeiten wir ja daran, unser Konzept zu einem gemeinnützigen Netzwerk-Unternehmen umzubauen. Hoffe, das gelingt uns 🙂

    • Ich war damals fasziniert gleich einen Ansatz in der Richtung einer „barcampartigen“ Uni zu finden. Daher werde ich den Relaunch mit Interesse verfolgen.
      Alles Gute dafür.

  4. Rund um meinen Bericht zum Barcamp Salzkammergut 2013 bin ich auf ununi.tv gestossen. ununi.tv beschreibt sich selbst Hier entsteht eine Mitmach-Uni für Erwachsene. Online, im Internet. Bildung von allen – für alle. Jede/r kann mitmachen und

  5. Vor kurzem stellte ich die Frage: Sind Barcamps in Österreich anders? Monika Meurer hat die Frage aufgregriffen und darüber in Barcamp-Kultur – einst und jetzt gebloggt. Monika ist begeisterte Barcamperin und beschreibt ihre positiven Erfahrungen j

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