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Eintrittspreise für Barcamps?

Ein Thema, das immer wieder spaltet ist die Frage, ob man für ein Barcamp Eintritt verlangen darf/soll.

Dazu gibt es natürlich wieder einmal zumindest fünf Sichtweisen. Daher ist nachfolgendes der Versuch ein paar davon darzustellen. Ergänzungen oder Widerworte sind willkommen.

Barcamps sind von der Grundidee her „offene Formate“. Jede und jeder ist willkommen. Bei Open Space heißt es sinngemäß „Die die da sind, sind die richtigen“. Das Programm eines Barcamps wird gemeinsam gestaltet und lebt von der Vielfalt der Teilnehmer/innen.

Daher haben sich viele OrganisatorInnen von Anfang an bemüht Barcamps kostenlos anzubieten.

Ein Barcamp braucht aber auch Infrastruktur. Zum Beispiel Räume. Viele Räume, siehe Barcamp Regel Fünf „So viele Sessions, wie Räume vorhanden sind“. Es braucht Technik (WLAN), es braucht Werbung, es braucht Essen und Trinken.h2. Sponsoren

Schon früh sind Sponsoren aufgesprungen und haben vieles davon abgedeckt. Ein Techno-Unternehmen, das seine Konferenzräume zur Verfügung stellt. Eine Getränkefirma, die mit Getränken sponsert oder internetaffine Firmen, die Geld geben.

Das ist fein und hiermit auch ein großes Danke an all die Firmen, die sponsern und sich dabei oft gar nicht groß in den Vordergrund drängen.

Daraus hat sich aus meiner Sicht teilweise eine Spirale entwickelt. Barcamps erhielten Sponsorgelder und wurden aufwendiger. Buffets mussten gesponsert sein und immer aufwändiger werden, WLAN muss Highspeed haben und auch bei 100 Teilnehmer/innen halten. Es muss das Gratis-T-Shirt geben, …
Das hat gleichzeitig die Orgas dazu gebracht mehr Mühe in Sponsoring zu stecken und wahrscheinlich auch einige dazu, lieber kein Barcamp abzuhalten.

Weniger ist mehr Barcamps

Gleichzeitig gab es Gegenbeispiele. Ein CreateCamp, bei dem wir nur einen Raum und ein kleines WLAN hatten. Wer konnte loggte sich mittels 3G/4G in seinen eigenen Internetzugang. Es gab eine Kaffeemaschine. Wer etwas essen wollte ging einfach in eines der Lokale nebenan und zahlte selbst – oder ging in den Supermarkt und brachte auch für andere was zum naschen mit. Es gibt Pubcamps, da treffen sich die Menschen in einem Hinterzimmer eines Lokals (das kostet oft nichts) und jeder zahlt selbst.

Ein Barcamp einer gewissen Größe braucht aber dann doch ein wenig mehr. Solche Beispiele, wie die zwei genannten sind aber meines Erachtens wichtig. Sie zeigen, dass die Barcamp Idee nicht vom Geld abhängig ist. Sie zeigen, dass Barcamps unterschiedliche Größe, Aufwand etc. haben können. Es geht darum, dass der Barcamp Geist, die Grundidee, sich verwirklichen kann: Ein offenes Format – offen für (fast) alle und (fast) alles.

Eintrittspreise

Dass Barcamps dann doch Eintrittspreise verlangen kann mehrere Gründe haben.

Man will sich nicht so sehr von Sponsoren abhängig machen oder (bei einem Themenbarcamp) es finden sich gar nicht so viele interessierte Sponsoren. Der Eintritt soll einfach die Kosten für die Verpflegung abdecken. Oder man zahlt damit ein wenig am Raum mit und bekommt dann noch ein Barcamp-Shirt dazu.

Ich denke, solche Dinge sind mehr als legitim. 20, 30 Euro sind für manche natürlich auch nicht wenig – aber aus Sicht der Organisation verständlich. Vielleicht kann man ja noch sozial staffeln. Ich habe auch schon Veranstaltungen erlebt, wo die Orgas darauf hinwiesen, dass man sich auch direkt melden kann, falls der Preis zu hoch sei. Ok, das braucht Überwindung sich als Mindestsicherungs-BezieherIn etc zu outen. Aber es sind zumindest Versuche Kostendeckung und Offenheit für alle in Einklang zu bringen.

No Show Barriere

Andere Barcamps erheben Eintrittspreise (und manche zahlen sie dann bei Teilnahme ganz oder teilweise zurück) um die No-Show-Rate zu drücken. Wenn von den Angemeldeten dann 50 Prozent (schon erlebt) nicht kommen, dann ist das für die Orgas ein Problem. Sie haben ein Buffet, das niemand aufisst, zu viel gekostet hat und somit eine Verschwendung darstellt. Viele andere, die vielleicht auf einer Warteliste standen und sich gefreut hätten teilzunehmen wurden ausgeschlossen. Und eventuell gibt es sogar mit den Sponsoren Probleme, die sich mehr Publicity erwartet hätten – und so beim nächsten mal nichts mehr zahlen möchten.

Dieser Grund für einen Eintrittspreis ist eigentlich traurig, aber verständlich. Wobei es auch andere Versuche gibt, die no-show-Rate zu verringern (PS: Folgt auch dem Link im Artikel).

Eintrittsschwellen erzeugen

Was für mich aber gar nicht geht sind Barcamps, die einige hundert Euro und mehr an Eintrittsgeldern verlangen. Wofür bitte? Für die Menschen, die ohne Bezahlung kommen, die ihr Engagement und ihr Wissen kostenlos teilen? Das ist es doch, was ein Barcamp ausmacht. Die Infrastruktur ist das (durchaus nicht unwichtige) drumherum. Aber wenn man dafür einen immensen Eintrittspreis haben will, dann sollte man sich überlegen, ob nicht einen anderen Ort, andere Gegebenheiten schaffen muss.

Die Hemmschwellen für den Besuch eines Barcamps sind noch immer da – darüber muss ich wieder mal bloggen. Aber immens hohe Eintrittsgelder sind eine Hemmschwelle, die einfach nicht zum Charakter eines Barcamps passt. Ich mag Beispiele gar nicht verlinken (nicht noch bewerben) in denen ein hoher Preis gerechtfertigt wird, um nur eine „digitale Elite“ zum Barcamp zu bekommen. Nennt das wie ihr wollt, aber nicht Barcamp.

Barcamps sind offen

Barcamps sind unterschiedlich und das ist gut so. Aber den Grundgedanken sollte kein Barcamp verlieren. An diesem Grundgedanken einer offenen Veranstaltung mit so wenig Schwellen wie möglich sollte sich jedes Barcamp, jede Orga orientieren.

Dies beinhaltet die immer wieder die Frage, wie man diesem Grundgedanken bei der Frage nach einem Eintrittspreis folgen kann.


Seit nunmehr 10 Jahren werden Barcamps im deutschsprachigen Raum organisiert. Zum Anlass des Beginns der Barcamp-Idee im Jahr 2006 gibt es auf „Nur ein Blog“ eine kleine, lose Artikelreihe, die sich mit Vergangenheit und Zukunft der Barcamps auseinandersetzt.

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